
Unter dem Thema „Sucht und Drogenprävention im Wandel“ fand der diesjährige Kreispräventionstag am 25.03.2011 im Refektorium Doberlug-Kirchhain großes Interesse. In Hinsicht einer modernen Prävention stehen einerseits das Verhalten und andererseits die gesellschaftlichen Strukturen, wie z. B. Lebensräume, die einen Konsum begünstigen können. Daher muss in einer wirksamen Suchtprävention erreicht werden, so der Psychiater Thomas Winkler, Kompetenzen, wie das eigene Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Eigenverantwortung, Kontakt- und Konfliktfähigkeit zu stärken und die Umwelt durch Nichtraucherschutz und Jugendschutzgesetze so zu gestalten, dass der nicht süchtige Weg der attraktivere wird. Landrat Christian Jaschinski eröffnete die Veranstaltung mit treffenden Worten, worin er auf die Beschäftigung von Alltagssüchten im Landkreis Elbe-Elster und besonders die Gefahren, die meist unbewusst aus den Süchten entstehen, hinwies. „Der diesjährige Kreispräventionstag beschäftigt sich mit „Sucht- und Drogenprävention im Wandel“. Aus gutem Grund, denn Konsum und Genuss sind oft an Gefahren gekoppelt. Zigaretten, Wein, Glücksspiel oder Computerspiel – Diese Dinge sind alle kein Problem für die körperliche und seelische Gesundheit des Menschen, wenn sie in Maßen genossen werden. Die Dosis macht bekanntlich das Gift.“ Aber Martin Luther beklagte sich schon 1541 mit den Worten: " ...ganz Deutschland ist leider mit dem Saufen geplagt". Eine kurze Einführung in die Thematik übernahm Dr. Voigt, Amtsleiterin des Gesundheitsamtes Elbe-Elster. Zuerst stellt sich die Frage: Wann ist jemand abhängig? Beantwortend mit Kontrollverlust, körperlichen Entzugsyndromen, eingeengtes Verhaltensmuster oder Vernachlässigung von Interessen. Für sie ist das Nichtraucher-Schutzgesetz ein riesen Erfolg. „Der Staat will damit seine Bürger schützen. Die Umsetzung ist sehr gelungen“. Dennoch, der Umgang mit Alkohol wird in der Gesellschaft toleriert. Für Anne-Katrin Voigt ist es erstaunlich, dass Alkohol in den vergangenen 40 Jahren sogar um 30 % billiger wurde. „Im Vergleich zur Mineralölsteuer könnte man hier auf andere Ideen kommen“. Anschließend wurden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Suchtprävention im Wandel der Zeit aufgezeigt. Um neueste Erkenntnisse zu nennen, liegt eine „Akute Alkoholvergiftung“ im Alter von 10-20 Jahren in deutschen Kliniken mit steigender Tendenz bei etwa 20.000 Fällen im Jahr vor sowie jeder 4. Todesfall bei den 15- bis 29-jährigen durch Alkoholkonsum europaweit. Eine Münchener Studie untersuchte die Eltern-Kind-Assoziation mit erschreckendem Ergebnis, 14- bis 17-jährige mit elterlicher Alkoholbelastung neigen sogar zu höheren Raten von Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit. Allgemein in Zahlen ausgedrückt bedeutet Sucht für 2,5 Mio. behandlungsbedürftige Alkoholabhängige, 2 Mio. Medikamentenabhängige und 6 Mio. Nikotinabhängige in Deutschland. Am Beispiel von Heroin fasziniert die euphorisierende, beruhigende und schmerzlindernde Wirkung von der zahlreiche Menschen nicht mehr loskommen. In einen Praxisvortrag ging Ellen Martin, Diplompädagogin und Kommunikationsberaterin, Leiterin der überregionalen Suchtpräventionsfachstelle Lübben, auf „Projekte aus der Suchtprävention – Die aktuelle Situation“ ein. Dabei wird das Verhalten der Betreuer, Verwandten und Mitmenschen gegenüber den Betroffenen beleuchtet und Formen von Wirkung erzeugt die Einfluss nehmen, Verantwortung erzeugen und übernehmen, früh erkennen und gezielt unterstützen. Praxisorientiert wurden die Teilnehmer der Veranstaltung in 10 Arbeitsgruppen bzw. Gesprächskreise eingeteilt, um fachspezifische Einheiten im täglichen Leben zu diskutieren und klären sowie Fragen an ausgebildete Gesprächsführer zu stellen.